Vincenzo Antonio PETRALI wurde am 22. Januar 1830 in Crema in der Provinz Cremona geboren. Seine Mutter war Mitglied der Familie des Komponisten und Kontrabassisten Giovanni Bottesini (1821–1889) aus Cremona, während sein Vater Giuliano Petrali als Domkapellmeister und Organist in Crema amtete. Nach einer Zeit des Unterrichts auf der Violine und der Orgel konnte der Junge bereits elfjährig seinen Vater an der Orgel vertreten und wurde Organist an der Spitalkirche und an der Kirche San Benedetto in Crema. Früh erhielt er Kompositionsunterricht und schrieb als 15jähriger seine erste Messe und sein erstes Bühnenwerk. Im Jahr 1846 besuchte er für ein Jahr das Konservatorium in Milano, wo er Klavier und Komposition studierte. In den Jahren 1847 und 1848 arbeitete er in Crema als Orgellehrer. Einer seiner Schüler war Pietro Bossi (1834–1896), der Vater des bekannten Organisten und Komponisten Marco Enrico Bossi (1861–1925).
Im Jahr 1849 wurde er Organist am Dom von Cremona, ab 1852 auch Kapellmeister. Bereits im Jahr 1853 ging er kurz nach Crema zurück und wurde im selben Jahr Organist an der Kirche Santa Maria Maggiore in Bergamo. Hier widmete er sich auch besonders dem Theater und arbeitete als Dirigent und Instrumentalist, wobei er auf allen Streichinstrumenten musizierte. Tourneen führten ihn nach Wien und Berlin. Im Jahr 1856 ging er nach Brescia, wo er drei Jahre lang Domkapellmeister war. Gleichzeitig war er aber auch Dirigent am Teatro Carcano in Mailand.
Im Jahr 1859 reiste er nach Sizilien, um dort diverse neue Orgeln abzunehmen. Wegen politischer Unruhen saß er dort jedoch fest und schrieb unter anderem das Ora-torium Debora, das er der Gemeinde Catania widmete. Als er im Jahr 1860 wieder nach Crema zurückgekommen war, wirkte er dort zwölf Jahre lang als Domkapell-meister und Leiter der dortigen Banda Nazionale, der Städtischen Blaskapelle. Ab dieser Zeit arbeitete Vincenzio Petrali mit der berühmten italienischen Orgelbaufirma Serassi in Bergamo und ihrem Geschäftsführer Giambattista Castelli zusammen und komponierte für dessen Handbuch Norme generali sul modo di trattare l'organo moderno (zu Deutsch: Allgemeine Regeln zum Spiel auf der modernen Orgel praktische Notenbeispiele und kleinere Musikstücke. Als Weiterführung schrieb er das dreibändige Lehrwerk 71 Studi per l'organo moderno (zu Deutsch: 71 Übungen für die mo-derne Orgel). Auch als Opernkomponist war Vincenzo Petrali erfolgreich. Im Jahr 1868 heiratete er Maria Ottolini, die Tochter des Bürgermeisters von Crema und hatte mit ihr vier Kinder, von denen allerdings eines starb.
Im Jahr 1872 kehrte er aus gesundheitlichen Gründen nach Bergamo zurück. Bis ins Jahr 1882 war er wieder – wie schon 1853 bis 1856 – Organist an der Kirche Santa Maria Maggiore und arbeitete zudem als Lehrer für Gesang, Klavier, Harmonielehre und Kontrapunkt am Liceo Musicale der Stadt. Als der Kapellmeister der Kirche im Jahr 1880 starb, übernahm er zusätzlich auch noch diese Stelle. In dieser Zeit verlor er seine Mutter, eine seiner Schwestern und im Jahr 1878 auch seine Frau.
Vincenzo Petrali wurde in dieser Zeit zu einem glühenden Anhänger der cäcilianischen Bewegung und nahm immer mehr Abstand von dem gefälligen Stil, der in den Kirchen Italiens des 19. Jahrhunderts gepflegt wurde und der mit eigentlicher sakraler Musik ja herzlich wenig zu tun hat. Leider sind solche Strömungen ja auch heute wieder vorhanden, bei denen weltliche, oft billige und billigste Popularmusik in den Kirchen Einzug hält und das edle Kirchliche teilweise sogar verdrängt. Vincenzo Petrali wäre heute bestimmt mindestens gleich unzufrieden wie damals...
Im Jahr 1882 wurde Vincenzo Petrali ans neu gegründete Liceo Musicale Rossini in Pesaro berufen, wo er bis zum Sommer 1889 die Fächer Orgel, Klavier, Harmonie lehre und Generalbass unterrichtete, ab 1886 auch das Fach Banda-Instrumentation. In Pesaro entstanden auch seine späten, überwiegend liturgisch geprägten Orgelwerke. Er setzte sich auch für eine Rückbesinnung auf den klassischen Orgelbau ein, konnte aber noch nicht viel ausrichten. Ende des Jahres 1888 wurde eine Leber-Erkrankung diagnostiziert, die ihn zwang seine Lehrtätigkeit in Pesaro im folgenden Jahr einzustellen. Er kehrte nach Bergamo zurück, wo er am 24. November 1889 starb. [Bernhard Hörler]
PADRE DAVIDE Maria da Bergamo, mit bürgerlichem Namen Felice Moretti, wurde am 21. Januar 1791 in Zanica als Sohn von Giacomo Antonio und Teresa Bordoni geboren. Die Familie war arm und zog bald nach Bergamo. Er bekam dort Musikunterricht am Institut Lezioni caritatevoli di musica, das von Simon Mayr geleitet wurde und von dem er selbst unterrichtet wurde. Hier entstanden die Freundschaften mit Donizetti und Rubini, aber auch mit den Orgelbauern Serassi.
Später wurde er Organist in Torre Boldone, Zanica und schließlich in Gandino. Im Jahre 1818 bat er um Aufnahme in den Franziskanerorden und trat im Juli desselben Jahres ins Franziskanerkloster in Piacenza ein. Am 26. Juli 1819 legte er die Ewigen Gelübde ab. Am 24. Oktober 1819 wurde er in Pontremoli, Diözese von Massa Carrara zum Priester geweiht. Über dreißig Jahre lang wirkte er als Priester an der Basilika Santa Maria di Campagna in Piacenza, wo die Firma Serassi eine prächtige Orgel baute. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens wirkte er als Titularorganist dieses Instruments. Er wurde oft als Orgelexperte in wichtige und große Kirchen und Kathedralen bestellt. Zudem widmete er sich eifrig der Tätigkeit als Komponist. Er schrieb zahllose Werke für die Orgel und verschiedene andere Instrumente. Die kirchenmusikalischen Kompositionen nehmen dabei einen bedeutenden Platz ein. Er ist bis heute wohl der bekannteste italienische Kirchenkomponist seiner Zeit geblieben. Padre Davide, der viele Jahre lang Asthmatiker war, starb am 24. Juli 1863 in Piacenza. Seinem Sarg folge eine große Menschenmenge, darunter viele Künstler seiner Zeit. [Bernhard Hörler]